Jürgen Gramenz
Namarrgon der Blitzmann

Wer ist Namarrgon?

Kennen gelernt hab ich diesen kleinen und uralten Kerl im Winter 1996 am Nourlangie Rock im Arnhem Land im Northern Territory bei meiner ersten Australien-Reise. Mit seinen dünnen Beinchen und Ärmchen und seiner seltsamen Gestalt sah er neben den anderen Figuren auf dem Fels doch etwas bemitleidenswert aus.

Der Eindruck täuschte.

Einige Tage später zeigte er dann am Uluru, dem eher unter dem Namen bekannten Ayers Rock, was wirklich in ihm steckt. In einem bombastischen Sturmregen im Outback erlebt ich dann, wie er sein gewaltiges und gewaltsames Werk vollbrachte und seine Blitze in den Uluru einschlagen ließ.

Seit diesem magischen Moment ging er mir nicht mehr aus dem Kopf. Und so ist er zu meinem Maskottchen und Begleiter geworden, nicht zuletzt weil die Bedeutung unseres Nachnamens so gut zu ihm passt.

Er erinnert mich gelegentlich daran, dass bei all der täglichen Rationalität vielleicht doch nicht immer alles rational erklärbar sein muss.

Namarrgon ist der Blitzmann.

Sein Reich sind all die Gewitter, Stürme, Blitze und Donner auf dieser Welt. Er hat kleine Steinäxte an seinen Knien, Ellbogen und am Kopf, mit denen er auf die Wolken schlägt, um den Himmel und die Erde unter seinem Donner erzittern zu lassen. Seine Frau Barrinj ist die Mutter der Grashüpfer. Kurz vor einem Sturm kommen die Grashüpfer heraus, um nach ihrem Vater zu schauen.

Namarrgon und Barrinj sind seit schätzungsweise mindestens 20.000 Jahren Teil der dreamtime, der Glaubenswelt und der Schöpfungsgeschichte der Ureinwohner Australiens, der Aborigines.

Vielleicht ist es keine schlechte Idee, ihnen zuzuhören.